ElektronenröhrenReparaturSelbstbau

Qualm in der Neujahrsnacht…

…ist ja normalerweise nichts besonderes. Wenn aber dieser Qualm aus dem Röhrenverstärker kommt, dann hat sich das „Feuerwerk“ an der falschen Stelle abgespielt!

Im Jahre 1998 baute ich meinen ersten und bis 2022 auch einzigen Röhrenverstärker.
Es handelte sich um einen All-Triode-Gegentakt-Vollverstärker.
Da ich ihn blau lackierte bekam er den Namen „Rhapsody“, in Anlehnung an das Musikstück „Rhapsody in Blue“, welches von George Gershwin im Jahre 1924 komponiert wurde.
Der Rhapsody hat mir in all den Jahren sehr gute Dienste geleistet, auch wenn ich ihm ein leises Brummen nie 100% abgewöhnen konnte. 😉

17 Jahren lang war er aber nur noch selten, meist zu besonderen Anlässen, im Einsatz. Das lag daran, das ich durch Hörstürze ab 2005 eine Hochton-Schwerhörigkeit bekam und sich im laufe der Zeit zusätzlich ein Tinnitus bei mir entwickelte. Deswegen verlor ich, für eine lange Zeit, den Spaß am Hifi/High-End und Musik hören, weil es für mich leider keinen guten Klang mehr zu hören gab. 🙁

Mit seinen 2 x 8 Watt hat der Rhapsody genug Dampf um auch mal bei einer Party einzuheizen, so auch in der Silvester Nacht 2021/2022.
An Neujahr 2022 um 03:00Uhr morgens übertrieb er dann ein wenig mit dem Einheizen, gab auf einmal echte Rauchsignale und die rote Softstart-Lampe blinkte hektisch! Ich schaltete das Gerät sofort aus und lüftete erstmal gründlich durch.


Am späteren Neujahrsmorgen war dann Schadensbegutachtung angesagt.
Es stellte sich heraus, dass die Softstart-Automatik, welche ein sanftes hochfahren der Betriebsspannung ermöglicht, ihren Dienst quittiert hatte.
Der Softstart schont die Röhren, da die volle Betriebsspannung erst an den Röhren anliegt, wenn diese schon etwas erwärmt sind.
Es wird also quasi die Anlaufphase einer Gleichrichter-Röhre simuliert.

Wie sich heraus stellte, war die Ursache wohl eine „Jugendsünde“ von mir.
Ich hatte damals einen Kondensator sehr dicht an einem Widerstand verbaut, welcher sich im Betrieb erwärmte. Dass das so lange gut gegangen war, ist wohl nur den hochwertigen Bauteilen, und dass das Gerät in den letzten Jahren nur noch selten lief, zu verdanken 😉


Also wurde Ersatz geordert, die Platine vor dem Einbau der neuen Teile mit Spezial Elektroreiniger gesäubert und die Schadstelle mit Plastikspray versiegelt.

Danach habe ich die neuen Bauteile eingebaut und auf Abständen zwischen den Widerständen und Kondensatoren geachtet. Außerdem habe ich die Widerstände hochgesetzt und noch zusätzlich einen Sicherungshalter mit einer 200mA Sicherung eingebaut, welche im Fehlerfall auslöst. Sollte es jetzt nochmal zu einem Fehler kommen, wird nichts mehr Qualmen.
Die Reparaturkosten (Teile) beliefen sich auf knapp 20Euro.

Aber, vieles Schlechte hat auch sein Gutes!

Hätte es am Neujahrsmorgen nicht aus dem Verstärker gequalmt, dann würde es diesen Blog hier gar nicht geben!

Durch die Reparatur am Verstärker habe ich mein altes Interesse an der Elektronik und den Röhrenverstärkern wieder entdeckt.
Da das Gerät nun schon mal im Reparaturgestell eingespannt und offen war, entschloss ich mich auch gleich noch neue Röhren zu bestellen und die Ruheströme abzugleichen.

Wie ich schließlich trotz Hörschaden, beim Probehören der neuen Röhren, wieder meine Liebe zum Musik hören und Hifi/High-End zurück gewinnen konnte, ist eine andere Geschichte über die ich vielleicht auch mal hier berichten werde…

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