OTL30S – Kein kalter Kaffee!

Was macht man mit einer alten Kaffeekapsel-Aufbewahrungsschublade?
Na klar, man baut einen OTL-Röhren-Kopfhörerverstärker daraus!


Aber der Reihe nach…

Auf der Suche nach einem neuen Projekt, fragte mich mein Sohn, ob ich nicht mal einen Röhren-Kopfhörerverstärker bauen könnte.
Nach etwas Recherche war klar, ein OTL-Verstärker sollte es sein.
OTL = Output Transformer Less

Einen Röhrenverstärker ohne Ausgangsübertrager zu bauen, wollte ich schon immer mal machen. Im Netz fand ich eine Schaltung, welche Bernd Fischer (http://www.röhrenkiste.de) 2010 veröffentlicht hatte. Mir gefiel die Einfachheit der Verstärker-Schaltung, daher entschied ich mich dafür, den OTL30 nach zu bauen.

Die Verstärker-Schaltung habe ich mit minimalen Änderungen übernommen. So habe ich zum Beispiel, auf Anregung meines Sohnes, die Wirkung der Loudness-Schaltung einstellbar gemacht.

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Bei der Spannungsversorgung bin ich allerdings neue Wege gegangen und habe lediglich die Grund-Idee mit der Delon-Brückenschaltung aufgegriffen und weiter entwickelt.
Die Vorstufe (ECC88/ E88CC) hat eine stabilisierte Gleichspannungsheizung erhalten, die trotz der geringen Wechselspannung von 6,3V super funktioniert.
Einen detaillierten Bericht zu dieser Schaltung findet man unter:
https://www.jogis-roehrenbude.de/Bastelschule/DC-Heizung/index.htm

Der verwendete Heiztrafo „Hammond 183J12“ kann bis maximal 4,8A belastet werden, wenn man die beiden Ausgangswicklungen parallel schaltet.
Die Heizung der indirekt geheizten Endstufenröhre (6H13C/ 6AS7G) erfolgt direkt über die 6,3V Wechselspannung.

Die Anodenspannungsversorgung wurde nicht diskret aufgebaut, sondern ein Mean Well APC-35-500 Konstantstrom Schaltnetzteil (35W 0,5A 70Volt) verwendet.

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Die Metallarbeiten habe ich alle selbst durchgeführt, das bedeutete einiges an schneiden, biegen, bohren und feilen…
„Organspender“ für das geschlossene Bodenblech und die Standfüße war übrigens ein alter CD-Spieler, welcher nicht mehr zu reparieren war.


Nach dem die Metallarbeiten abgeschlossen waren, erfolgte der Aufbau der DC-Heizung auf einer Lochraster-Platine.

Immer schön alles im Plan markieren, was schon verdrahtet wurde.


Anschließend ein Probe-Einbau der Heizungskomponenten, mit Temperatur-Test. Hier zeigte sich, dass der Verstärker nicht wärmer als handwarm (ca. 37°Celsius) wurde.


Auf den erfolgreichen Heizungs-Testlauf folgte die Grundierung und Lackierung der Metall und Alu-Teile. Das war bei hochsommerlichen Temperaturen eine Herausforderung, da der rote Lack anfing Blasen zu werfen. Also wurde der rote Lack nach dem Trocknen nochmal angeschliffen und früh morgens lackiert, als es noch nicht so warm war. Das funktionierte viel besser 🙂

Grundieren & Lackieren


Ein Woche bekam der Lack Zeit zum Trocknen und Härten, dann konnte ich endlich mit der Verdrahtung beginnen.


Als der linke Kanal fertig verdrahtet war, führte ich den ersten Signal-Test durch. Dabei zeigte sich, dass das Schaltnetzteil ziemlich am funken war und erheblich in das Nutzsignal einstreute. Daher experimentierte ich mit Alufolie um die Störsignale abzuschirmen. Das was auf dem Bild wie eine Folien-Kartoffel aussieht, ist das eingepackte Schaltnetzteil von Mean Well.
Da das ganz gut funktionierte, fertigte ich aus Messingblech einen Abschirmkäfig an, welcher geerdet wurde.
Jetzt konnte auch der rechte Kanal verdrahtet werden.

Fertig verdrahtet, mehr hätte auch wirklich nicht, in die ehemalige Kaffeekapsel-Aufbewahrungsschublade, rein gepasst 🙂

Zum Schluss erfolgte auf der Rückseite noch die Beschriftung.
Aus optischen Gründen habe ich auf eine Beschriftung der Front verzichtet. Das stellt kein Problem dar, da die Bedienelemente und Buchsen recht übersichtlich sind.


Der fertige Verstärker misst sich nicht nur super, sondern klingt auch hervorragend.

Sinus-Signal, links und rechts, am Kopfhörerausgang gemessen

In der Vorstufe wurde die Gold-Pin E88CC von JJ-Electronic und in der Endstufe eine 6H13C verwendet.
Brummen ist überhaupt kein Thema.
Auflösung und Dynamik sind Spitzenklasse!
Die Vorstufenröhre von JJ spielt detailreicher und ist räumlicher im Klang, als z.B. eine Philips ECC88. Die Philips Röhre ist eher etwas für Leute, die auf Details nicht so viel Wert legen dafür aber einen Bass betonten Klang bevorzugen.

Probegehört wurde mit folgenden Kopfhörern:

Impedanz                        Kopfhörer
38 Ohm                             Grado Labs SR80x  
48 Ohm                             Beyerdynamic DT 900 Pro X
250 Ohm                           Beyerdynamic DT 990

Außerdem ist der OTL30S-Verstärker, durch seine Farbgebung, auch optisch ein richtiger Hingucker geworden.

Rot und Gold, ist doch mal was anderes als sonst so üblich 🙂
Heißer Sound, statt kalter Kaffee!!

Finger an der Pausen-Taste

Ach wie war das schön… Abends Hitparade hören und dann die aktuellen Lieder mitschneiden auf Kompaktkassette 🙂
Einige nach 2000 geborene werden sich jetzt fragen, von was redet der?!
Hier werdet ihr geholfen: https://de.wikipedia.org/wiki/Kompaktkassette

Da auch ich langsam im Digitalzeitalter angekommen bin, wollte ich gerne ein digitales Aufnahmegerät haben, um mir mal etwas von Vinyl auf einen USB-Stick speichern zu können. Ich dachte da gibt ja bestimmt einige Hifi-Geräte am Markt, so wie früher bei den Tapedecks. Aber Pustekuchen!
Nach längerem Suchen fand ich dann den DENON DN-300R MK2. Hierbei handelt es ich um Profi-Gerät, welches eigentlich für 19 Zoll-Gehäuse gedacht ist, bei dem man aber die Haltewinkel abschrauben kann und so fast die Hifi-Breite von 43cm hat.
In der Bucht konnte ich dann ein erst wenige Wochen altes Gerät zum Schnäppchenpreis erstehen (später wusste ich warum wohl…).

Als das Gerät eintraf, war die Freude groß. Der Zustand war absolut neuwertig, sogar die Schutzfolie war noch auf dem Display.


Nach dem Verkabeln und Einschalten kam die Ernüchterung, es brummte!
Also Ursachen-Suche…

Das DENON-Gerät ist Schutzklasse 1 und dann kann Masse gleich dem Erdungspotential sein. Eine Überprüfung mit dem Ohm-Meter zeigte, dass die Masse der Cinch-Buchsen auf Erde lagen. Da industriell gefertigte Hifi/ HighEnd-Geräte überwiegend Schutzklasse 2 sind und die Masse nicht auf Erde liegt, können bei der Verbindung der Geräte Brummschleifen entstehen.
Abhilfe schafften hier zwei Massetrennfilter von Monacor, die an Signal Ein und Ausgang der Verstärker-Vorstufe angeschlossen wurden.

Jetzt könnte man meinen alles war gut… aber nun gab es andere Brummgeräusche.
Es stellte sich heraus, dass diese von dem Schaltnetzteil des DAB-Radios und des Röhren-VU-Meters kamen. Diese Schaltnetzteile streuten in den Massetrennfilter ein. Also änderte ich die Kabelführung und diese Brumm-Einstreuung war verschwunden.

Beim Probehören, klang alles ganz normal. Doch auf einmal gab es alle 5 bis 8 Minuten ein Knacksen in den Hochtönern, welches sich wie eine statische Entladung anhörte.
Als ich das längere Cinch-Kabel Ende vom Filter, am Vorverstärkerausgang gegen das kurze Kabel Ende tauschte, war auch dieser „Spuk“ vorbei.
Im längeren Teil des Cinchkabels hatte sich wohl, durch die Massetrennung beim Musikhören eine Spannung aufgebaut, welche sich dann nach einiger Zeit gegen die Verstärkermasse entlud und das wurde hörbar.

Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende…

ENDE 🙂


Hinweis:
Verwendete Marken, Firmen, Bilder oder Produktnamen dienen nur der Beschreibung bzw. Veranschaulichung. Die Rechte liegen bei den Urhebern.

Canton Plus C Restauration

Als Teenager kaufte ich mir vor ca. 40 Jahren ein paar Canton Plus S Satelliten-Boxen. Ein paar Jahre Später hatte ich auch das Geld für den passenden Plus C Subwoofer zusammen. Dieses Sound-System hat mir viele Jahrzehnte wirklich gute Dienste geleistet.
Der Plus C hatte, mit den Jahren leider, an Genauigkeit und Temperament eingebüßt, daher stand ich vor der Entscheidung, neu kaufen oder restaurieren?
Da das Lautsprecher-Chassis und dessen Sicke noch in einem super Zustand sind, endschloss ich mich für die nachhaltigere Option.

Todo-Liste:
– Frequenzweichen überholen
– Lautsprechermembran reinigen
– Lautsprechersicke mit Gummi-Pflegemittel behandeln
– Optisch aufbereiten

Frequenzweichen
Diese Weichen sind sehr übersichtlich aufgebaut und bestehen lediglich aus zwei 220µF Kondensatoren, zwei Spulen und einem 1,2 Ohm Widerstand. Im Tiefpass für den Woofer wurde ein rauer Kondensator, wie er heute üblich ist verbaut. Der Hoch/Mittelton-Pass für die Satelliten-Boxen erfolgte über einen glatten Kondensator, welcher heute nur noch schwierig erhältlich ist (Meist alte Restbestände).
Es war mehr als überfällig, die Kondensatoren zu wechseln, da die Rauen bis zu 24% und die Glatten sogar bis zu 33% Abweichung vom ursprünglichen Wert hatten.
Nach etwas Recherche und Rücksprache mit Herstellern, entschied ich mich dafür, beim Tiefpass einen bipolaren Tonfrequenz-Elko von Visaton (Art. Nr. 5392) und für die Signalweiterleitung an die Satelliten-Boxen den bipolaren Elko von Monacor (Typ LSC-2200NP) zu verwenden. Diese vier hochwertigen Elkos kosteten gerade mal 35Euro.

Lautsprechermembran
Zuerst wurde die Membran vorsichtig mit dem Staubsauger abgesaugt. Danach mittels einem feuchten Stofftuch und Scheibenreiniger mit Bedacht abgewaschen, bis sie wieder schön glänzte.

Lautsprechersicke
Die Gummi-Sicke des Tieftöners habe ich mit Hirschtalg bearbeitet um sie wieder schön geschmeidig zu machen. Erst mit einem Hirschtalg-Stift etwas aufgetragen und dann vorsichtig mit einem Stofftuch in den Gummi eingerieben.

Optisch
Das Gehäuse wurde gereinigt und kleine Lackschäden mit einem schwarzen Permanent-Edding-Stift ausgebessert.
Am Lautsprecher-Gitter habe ich noch neue, kleine Filzstreifen über die alten geklebt, damit nichts scheppern kann.
Außerdem habe ich das Canton-Logo nachgemalt, aber nicht mit Silber (Chrom) sondern Gold. Man gönnt sich ja sonst nichts 😉

Canton Logo in Gold

Hat sich der Aufwand gelohnt? Aber sowas von! Mit Wow-Woofer-Effekt !!!
Der Infra-Bass ist wieder da, außerdem ist der Bass wieder schneller, trockner und kontrollierter.
Die Satelliten haben auch von der Maßnahme profitiert. Höhen und Mitten sind richtig „aufgegangen“, so daß die „Bühne“ viel größer wirkt.
Es sind mehr Details zu hören und es klingt insgesamt klarer.

Hinweis:
Verwendete Marken, Firmen oder Produktnamen dienen nur der Beschreibung bzw. Veranschaulichung. Die Rechte liegen bei den Urhebern.

CL6-Frankenstein Update

Nachdem der CL6-Röhrenverstärker fertig gestellt war, fielen mir noch ein paar Update-Möglichkeiten ein.
Die Vorstufenröhren wurden von hinten mit LEDs blau beleuchtet was einen sehr coolen Effekt im „Schaufenster“ hat. Da die Röhrensockel in der Mitte ein Loch haben, wurden die blauen LEDs mit einer Feile solange bearbeitet, bis diese perfekt in das Mittel-Loch des Sockels passten.
Außerdem habe ich den Timer-Taster zum einschalten einer Spot-Beleuchtung (weiße LED) für die Vorstufenröhren verwendet.
Hat zwar alles nichts mit dem Klang zu tun aber das Auge hört ja schließlich auch mit 😉

Coron@mp-Switch


Durch die Corona-Pandemie hatte ich mehr Zeit Zuhause verbracht.
Da ich sowohl einen Transistor-Vollverstärker wie auch Röhrenverstärker beherberge, wollte ich die freie Zeit mal wieder für Hörvergleich-Tests verwenden.
Einen fertigen Verstärker-Umschalter zu kaufen war mir zu langweilig und so habe ich mich in der Männerhöhle mal wieder nach nutzlosem Zeug umgeschaut.
Ein alter Scart-Umschalter schien mir für dieses Projekt sehr tauglich zu sein. Außerdem hatte ich noch ein Alu-Gehäuse von einer externen Festplatte, welches nicht mehr benötigt wurde.


Das Gehäuse wurde ausgeräumt und der hintere Ausschnitt vergrößert.


Löcher für die Lautsprecher-Terminals bohrte ich mit einem Stufenbohrer.


Die Frontblende erstellte ich mit einer kostenlosen Software von der Firma Schäffer AG. Eigentlich erstellt man damit sein Layout, welches man dann bei der Firma Schäffer in Alu fertigen lassen kann. Da es hier aber um LBHE geht druckte ich die Frontblende einfach mit dem Tintenstrahldrucker auf etwas dickeres Papier und lackierte sie mit Klarlack. Befestig wurde sie mit Doppelseitigem Klebeband, man hätte aber auch Sprühkleber verwenden können.


Weil die Übertrager von Röhrenverstärkern es nicht mögen, wenn Sie ohne Last betrieben werden, baute ich pro Kanal einen 4,7 Ohm Widerstand ein, welcher im Transistorbetrieb als Ersatz-Widerstand an die Übertrager geschaltet wird.
Verkabelt wurde mit 2,5mm² Kupferlitze, das ist mehr als die meisten Kaufgeräte aufweisen.


Die Beschriftung der Lausprecherbuchsen ist nur provisorisch mit der Hand gemacht worden, das wird irgendwann wohl nochmal schön gemacht werden.
Aber ein Provisorium hält meist am längsten 😉


Mit Goldbuchsen, hochwertigen Kippschaltern und Hochlastwiderständen hat der Amp-Switch gerade mal 55Euro gekostet. Ja klar, aus China bekommt man ein ähnliches Gerät wohl für einen ähnlichen Preis, aber hier weiß ich was ich habe 🙂

Ungewöhnliches Konzept, Upcycling und viel Frickelei…

Da ich bei meinen Projekten immer versuche, alte bzw. vorhandene Dinge zu verwenden, fiel mir bei der Suche nach einem geeigneten Gehäuse, mein alter DSR-Empfänger wieder ein.
Das Teil hatte ich mir mal vor über 30 Jahren, für über 1500DM gekauft.
Durch die Abschaltung von DSR-Radio im Januar 1999, hatte das Gerät leider nur noch Schrottwert ☹
Ich brachte es nicht übers Herz, es wegzuwerfen und so landetet es in einem Schrank im Keller und fiel, über 20Jahre lang, in „Dornröschen-Schlaf“.

Zuerst wollte ich eine andere Frontblende anfertigen lassen, aber da mir das 90er-Jahre Design mit den Wurzelholz-Zargen immer noch super gefällt, habe ich die original Blende erhalten und ihr neues „Leben“ eingehaucht.

Aus den LEDs der Senderspeichertasten wurde eine VU-Meter, das im Takt der Musik leuchtet, das ehemalige Display wurde zum „Schaufenster“ für die Vorstufenröhren und blau beleuchtet. Anstelle der Kopfhörerbuchse wurde ein Schalter mit blauer LED eingebaut, mit welchem man die gesamte Frontblende ein/aus schalten kann. Der Kopfhörerlautstärke-Einsteller wurde zum Pegel-Einsteller und mit dem Knopf, rechts daneben, kann die VU-Meter Empfindlichkeit angepasst werden.
Ein/Aus geschaltet wird das ganze Gerät übrigens über den original Netzschalter.

Herausgekommen ist am Ende so eine Art „Frankenstein-Verstärker“, der nicht nur ungewöhnlich aussieht, sondern auch ungewöhnlich gut klingt 🙂

Der CL6-Frankenstein-Verstärker ist fertig und im Wohnzimmer eingezogen.

Der CL-6-Frankenstein-Verstärker beginnt zu „leben“… (Der linke Kanal funktioniert schon mal)


Grundlage für den CL6-Frankenstein-Verstärker bildet übrigens, der BTB-CL6-Verstärker Bauvorschlag von Michael Kaim, bei dem ich mich an dieser Stelle, für diese tolle Entwicklungsarbeit, herzlich bedanke!

Update 27.04.2023: Auf Jogis-Röhrenbude gibt es jetzt auch einen Bericht über diesen Verstärker.

Hinweis:
Verwendete Auszüge aus Musikstücken, Marken, Firmen oder Produktnamen dienen nur der Beschreibung bzw. Veranschaulichung. Die Rechte liegen bei den Urhebern.