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OTL30S MKII 100V – Darf es etwas mehr sein?

Über die Feiertage hatte ich mir mal die OTL-Schaltung mit der ECC88 und 6080 genauer angesehen.
Mich hatte bei der ECC88 die ganze Zeit schon der geringe Anodenstrom von 0,9mA gewundert.
Wie bekannt, wird (wurde :-)) die ECC88 bei diesem OTL-Kopfhörerverstärker außerhalb der üblichen Kennlinie betrieben. Allerdings war nie richtig klar, warum?!
Herr Eilert, den man wohl den „Ur-Entwickler“ dieser Schaltung nennen darf, weilt wohl leider nicht mehr unter uns, so dass er es erklären könnte.

Nach dem Studieren der Datenblätter von ECC88 und 6080 entschied ich mich, mal einen Versuch mit einem 100V Netzteil zu wagen.

Ich habe die Verstärkerschaltung neu berechnet und durch ausprobieren noch weiter optimiert. Das 70Volt Schaltnetzteil habe ich einfach gegen eine 100Volt Version vom selben Hersteller ausgetauscht (hatte die gleichen Gehäuseabmessungen).
Bei dieser Gelegenheit, habe ich noch einen Entlade-Widerstand R14 (47KΩ) eingebaut, damit die Anodenspannung nach dem Ausschalten schneller zusammen bricht und somit die Röhren geschont werden. Das verlängert die Lebensdauer der Röhren.

Da der neue Arbeitspunkt nun mehr in der Mitte der Kennlinie liegt, ist die Verstärkung des OTL30 zwar auf ca. 8dB zurück gegangen (vorher 9dB), aber das fällt kaum ins Gewicht.

Gemessen wurde das Sinus-Ausgangssignal, pro Kanal an je einem 47Ω Widerstand, am Kopfhörer-Ausgang. Hierfür hatte ich mir extra einen Messadapter angefertigt.


Optimierung der Vor/Treiber-Stufe

Nach der Lektüre des folgenden Artikels: https://www.frihu.com/roehrentechnik/treiberstufe-und-bypass-kondensator/ beschloss ich, auch das mal genauer unter die Lupe zu nehmen. – Vielen Dank, an dieser Stelle an Friedrich Hunold, der mir durch seinen Blog, schon viele nützliche Hinweise und Anregungen gegeben hat! 😀

Und so habe ich eine Rechteck-Signal-Prüfung, der Vor/Treiber-Stufe, durchgeführt und danach wurde etwas mit dem Kathoden-Kondensator (Bypass-Kondensator) C6 herum experimentiert. Ergebnis, der Rechteck-Impuls sieht jetzt aus wie ein Rechteck aussehen soll!

Gemessen wurde das Signal zwischen Koppelkondensator C7 und R10, also am Eingang der Endstufenröhre.


Fazit

Jetzt wo die ECC88 in ihrer normalen Kennlinie mit ca. 13mA betrieben wird, hat der OTL30 nochmal eine ganze Schippe an Klang draufgelegt 😃
Bei manchen Musikstücken wie z.B. „Gypsy*“ auf dem Album Retrospective (2003), von Suzanne Vega, nahm ich eine ungewöhnlich hohe Verzerrung in der Stimme wahr.
Meine Vermutung war, dass das an der ungewöhnlichen Wahl des Arbeitspunktes lag.
Und Bingo! Nach dem 100Volt-Umbau klingt es so wie es klingen soll!

Das Klangbild ist jetzt noch ausgeglichener, räumlicher, kraftvoller, detailreicher und dynamischer als vorher geworden.
Außerdem ist die Wirkung der einstellbaren Loudness deutlicher hörbar.

Getestet habe ich mit JJE88CC, EH6922 und Philips ECC88.
Für meinen Geschmack klingt der OTL30S MKII 100V mit der Philips ECC88 am besten, aber das ist Geschmackssache…

Kostenpunkt für diese „Tuning-Maßnahme“ waren ca. 25,-Euro inkl. Netzteil.

Aufwand und Kosten haben sich also absolut gelohnt!

Hinweise:
Verwendete Musikstücke, Marken, Firmen oder Produktnamen dienen nur der Beschreibung bzw. Veranschaulichung.

Die Rechte liegen bei den Urhebern.

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